Sunday, November 22, 2009

(K)ein Stern, der seinen Namen trägt?

Das schaurige Geheimnis der Heiligen Drei Könige.

Was wäre Weihnachten ohne die Weihnachtsgeschichte? Rechtzeitig zum Fest der Liebe wird man vielerorts wieder mit der eigentlichen Bedeutung all dieser Feierei konfrontiert. Als besonders eifrig tun sich dabei die Zeugen Jehovas hervor, die sich nicht mal von einer Wohnung im vierten Stock ohne Lift aufhalten lassen.

"Erwachet!", das monatliche Investigativblatt der Zeugen, deckt in seiner Dezemberausgabe schonungslos auf: die drei Weisen aus dem Morgenland waren Scharlatane, der Stern nichts weiter als eine Fata Morgana. Dabei stellen sich die Zeugen rücksichtslos gegen den christlichen Mainstream.

Kritisch fragt die Zeitung: "Ist der Stern überhaupt natürlich erklärbar? War tatsächlich göttliche Vorsehung im Spiel?" Zur Beantwortung dieser Probleme bedienen sich die Zeugen einer beispiellosen Negativ- und Schmutzkampagne.

Die sogenannten Weisen seien keine Akademiker im heutigen Sinne gewesen, heißt es da. Deutsche Bibeln bezeichneten sie als "Sterndeuter", was lediglich ein besserer Ausdruck für "Astrologen" sei, schreibt das Blatt. Für die scientific community ist das natürlich ein Affront, der einem Tiefschlag ins Gemächt gleicht. Der Fehdehandschuh liegt auf dem Boden.

Doch es bleibt nicht dabei. Frech werden den drei Weisen Halluzinationen angedichtet ("[...] heißt es von ihnen, nur sie hätten den Stern gesehen."). War der Stern also nichts weiter als ein womöglich alkohol- und drogenbedingtes Hirngespinst? "Wäre es ein richtiger Stern gewesen [Sakrileg!, Anm.], dann hätte er so gut wie allen ins Auge fallen müssen!".

Zwischenfazit: drei esotherische Horoskopschreiber und Kartenleger folgen im Rausch einem eingebildeten Leuchtobjekt wochenlang durch die Wüsten des Nahen und Mittleren Ostens.

Doch die Zeugen (offenbar im Blutrausch) lassen von den armen Weisen nicht ab. Es handele sich keineswegs um harmlose Hippies auf dem Weg ins Licht. Nein, politische Verräter seien es gewesen. Ihr eingebildetes Licht habe sie zunächst schnurstracks nach Jerusalem, in die Arme König Herodes' geführt, einem "Todfeind des zukünftigen Messias". Erst nach diesem Betrug führte der Stern die Weisen nach Bethlehem, wodurch das Jesuskind in höchste Lebensgefahr geraten sein soll.

"Hinter dem Stern muss demnach eine böse Kraft gesteckt haben, höchstwahrscheinlich Satan!"

Ah, Satan... Jesus' Nemesis, sein alter Erzfeind. Welch ein ausgeklügelter Plan dieses diabolischen Masterminds. Oder doch nicht?

Fassen wir mal zusammen: Satan kriegt Wind von der Geburt des Messias. Sein Vasall und Statthalter auf Erden, König Herodes, soll das Schwert schwingen, welches das Jesuskind auslöscht. Doch Dank Gottes magischer Vorsehung ist es Satan nicht möglich, direkt mit Herodes zu kommunizieren. Möglicherweise bewachten sogar Engel die irdische Sphäre, um sämtliche Boten der Unterwelt fernzuhalten. Satan muss also auf einen Trick zugreifen, auf "lügenhafte Zeichen und Wunder" (2. Thessalonicher, 2:9). So ersann er die sternhafte Erscheinung am Himmel. Doch dummerweise waren nur die zugedröhnten Hippies aus dem Morgenland in der Lage, die Erscheinung zu sehen. Und so schickte sie Satan auf einen endlosen Trip Richtung Bethlehem. Myrre und Weihrauch hatten ihnen freilich längst das Hirn vernebelt, als sie in Jerusalem ankamen, so dass sie weder Herodes verständlich machen konnten, auf welcher Reise sie sich befanden, noch in der Lage waren, dem kleinen Kind an der Krippe etwas anzutun.

Weiche Drogen retteten Jesus also letztlich das Leben. Gott möchte demnach, dass wir sie legalisieren. Das kommt den Zeugen natürlich zupass, die bereits eine große Armee von Vertretern besitzen, die täglich von Tür zu Tür eilen.

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