Friday, November 27, 2009

Minister wechsel dich!

Was qualifiziert einen Minister eigentlich zum Minister? Was muss man als Minister können? Muss man delegieren können? Muss man managen können? Muss man sich öffentlich gut verkaufen können?

Von allem sicherlich ein bißchen. Was jedoch scheinbar keine Rolle bei der Besetzung eines Ministerpostens spielt, ist Fachwissen oder Expertise. Wie sonst ist es zu erklären, dass Minister ihr Ressort wechseln, wie andere Leute ihre Unterwäsche? Heute Familienministerin, morgen Arbeitsministerin, wie im Fall Ursula von der Leyen. Oder Schäuble: gestern noch Innenminister, heute schon Finanzen. Auch der inzwischen zurückgetretene Jung hat einen spektakulären Wechsel hinter sich: von der Verteidigungs- and die Arbeitslosenfront.

Wer erstmal das Ministerlevel erklommen hat, ist offenbar vielseitig einsetzbar. Dass Frau von der Leyen, die eigentlich Ärztin ist, nie das von ihr gewünschte Gesundheitsressort erhalten hat, ist wahrscheinlich Pech. Aber die Karriere ist ja noch lang. Von der Leyen ist vergleichsweise jung und ein politischer Wechsel im Lande nicht in Sicht. Vielleicht hat sie bei der nächsten Entlassungs- und Besetzungsrunde mehr Glück.

Die Medien haben zu diesem lustigen Wechsel-dich Spielchen übrigens nichts zu sagen. Die fachliche Qualifikation eines Ministers wird so gut wie nie hinterfragt. Man nimmt diese Kabinettsrochaden einfach hin. Ein Westerwelle hat mit Außenpolitik nie etwas am Hut gehabt. Dirk Niebel wusste bis neulich nicht mal, wie man Entwicklung überhaupt buchstabiert. All das wird in der Presse maximal am Rande erwähnt. Echte Kritik oder Protest liest man selten.

Natürlich arbeiten auf Referats- und Beamtenebene absolute Vollprofis in den Ministerien, und manch einer mag der Ansicht sein, dass das ausreichend ist. Aber ist ein Minister denn nur ein PR-Männchen, das den innerministerialen Entscheidungsprozess der Presse und dem Parlament verkaufen muss? Wohl kaum. Und wenn es so wäre, muss man wohl sagen: auch dafür gäbe es geeignetere Kandidaten.

Übrigens: in Brüssel stehen die Dinge nicht besser. Die neue EU-Kommission, deren Zusammensetzung heute bekannt gegeben wurde, ist das beste Beispiel. Während einem die Logik diktiert, dass zunächst die Kommissions-Ressorts an die Mitgliedsstaaten verteilt werden, damit jene dann ihren fähigsten Mann (oder Frau) auswählen können, ist es in der Realität leider genau anders herum. Die Staaten wählen aus, wen sie nach Brüssel schicken, um anschließend davon überrascht zu werden, welches Ressort derjenige kommt.

Das ist (und man muss es so hart sagen) armselig!

Ergänzung
: heute ist auf tagesschau.de Folgendes zu lesen: "Erst 32 Jahre alt und wenig bekannt: Kristina Köhler wird Familienministerin. Als Soziologin bringe sie die Qualifikation dafür mit, sagt die Kanzlerin."

Bologna - nur die halbe Miete?

Mit dem Bologna-Prozess und der Einführung des Bachelor- und Mastersystems forciert die EU europaweit vergleichbare Hochschulabschlüsse. Dies ist angesichts des Integrationsprozesses der EU und eines wachsenden Binnenarbeitsmarktes sinnvoll.

Doch wo bleiben die Anstrengungen für einen europaweit einheitlichen Hochschulzugang? Studenten in allen europäischen Ländern quälen sich inzwischen im Bachelor-Studiengang mit vollen Stundenplänen herum. Anstrengungen, den Zugang zu diesen Studiengängen vergleichbar zu machen, sind jedoch nirgendwo in Sicht.

Dies führt angesichts europäischer Freizügigkeit zu starken Verzerrungen und Belastungen einzelner Länder. Am deutlichsten wird das Problem, wenn man nach Österreich schaut. Die dortigen Unis haben keine generellen Zulassungsbeschränkungen. Deutsche Studenten, die in ihrer Heimat am Numerus Clausus scheitern, weichen deswegen gerne in das südliche Nachbarland aus. Dies führt zu chaotischen Verhältnissen und völlig überfüllten Studiengängen. In Salzburg schreiben sich mittlerweile an einigen Fakultäten mehr deutsche als österreichische Studenten ein. In Belgien gibt es ähnliche Probleme mit Studenten aus Frankreich.

Diese Beobachtungen deuten auf eine offene Baustelle hin: während der "Output" (d.h. die Abschlüsse) der europäischen Hochschulen vereinheitlicht wird, gestaltet sich der "Input" (der Zugang) wie ein Flickenteppich. Die Zugangsvoraussetzungen unterscheiden sich von Staat zu Staat, ebenso die Studiengebühren. Dies führt zu Ungleichheit und Ungerechtigkeit.

Bestrebungen den Hochschulzugang europaweit anzugleichen, bedürften einer enormen politischen Anstrengung, zu der sich anscheinend niemand berufen fühlt. Angesichts wachsender Integration und Belastungen für einzelne europäische Länder wird sich diese Frage aber nicht mehr auf die lange Bank schieben lassen.




Thursday, November 26, 2009

Schlecht geklont!

EU-Kommissionspräsident Barroso


Wombat

Monday, November 23, 2009

Radikal handeln!

Zur aktuellen Krise des 1. FC Köln

Bislang galt die Defensive als Lebensversicherung des FC. In sieben Ligaspielen hatte man zuvor nur zwei Gegentore kassiert (gegen Leverkusen und Hannover) und fünf mal zu Null gespiel (gegen Stuttgart, Bayern, Gladbach, Mainz und Berlin). Diese Tatsache hat regelmäßig über die katastrophalen Offensivleistungen hinweggetäuscht und trug dazu bei, dass man sich selbst die Tasche log.

Nach dem Hoffenheim-Spiel (einem erneuten Offenbarungseid) ist das nun anders, auch weil man lediglich Dank Hoffenheimer Nachlässigkeit nur 0:4 verlor. In dieser Verfassung hat der FC in der Bundesliga nichts zu suchen. Das ist besonders tragisch, weil der Kader von den Namen her eigentlich deutlich mehr versprochen hatte.

Doch irgendwas stimmt in der Mannschaft nicht. Auf dem Platz ist keinerlei Teamgeist mehr zu erkennen. Jeder spielt für sich, es gibt kein Miteinander. Sind mit Podolski, Mondragon, Maniche, Petit und Novakovic zu viele Häuptlinge, zu viele Alpha-Tiere auf dem Platz? Gibt es Neid und Missgunst? Solche Fragen sind ein gefundenes Fressen für Udo Lattek, der sich seit Jahren im DSF-Doppelpass mit solchen Problemstellungen beschäftigt. Jetzt äußerte er sich im Express zum FC (auch deswegen, weil dies im Doppelpass aus redaktionellen Gründen selten möglich ist): "
Novakovic verteidigt seinen Platz als Platzhirsch und Podolski merkt, dass er nicht mit ihm zusammenspielt."

Sind solche Eitelkeiten wirklich der Grund für die schlechte Verfassung, in der sich die Mannschaft befindet? Und in wie weit ist der Trainer dafür mitverantwortlich zu machen?

Als Außenstehender wünscht man sich eigentlich jemanden, der mal richtig dazwischenhaut. Jemanden, der die Versager richtig zusammenstaucht und sie zwingt, miteinander für den Erfolg zu kämpfen und ihre kleinlichen Privatfehden ad acta zu legen. Overath müht sich mit Brandreden, die aber erwiesenermaßen keinen Erfolg gezeigt haben. Soldo hat offenbar keine Autorität in der Mannschaft. Dennoch hält das Management vorerst an ihm fest.

Welche Maßnahmen kann Soldo im Hinblick auf das Bochum-Spiel (und die restliche Hinrunde) jetzt treffen? Meine Vorschläge.

  1. Er muss die vermeintlichen Leitwölfe zurechtstutzen. Podolski ist ohnehin gesperrt. Novakovic und Brecko (die "Party-Slowenen") verdienen eine Denkpause. Ohne Petit hat der FC zuletzt besser ausgesehen als mit ihm.
  2. Auf der Bank sitzen treue Seelen, die für den FC immer alles gegeben haben. Auf sie sollte man jetzt bauen. Ich meine vor allem McKenna und Matip.
  3. Soldo hat der Jugend bisher kaum Chancen gegeben. Diese Spieler spielen teilweise seit ihrer Kindheit beim FC. Er sollte sie für ein paar Spiele ins kalte Wasser werfen. Was ihnen an Klasse fehlt, werden sie durch Einsatz wettmachen. Alles, nur keine Lustlosigkeit mehr auf dem Platz. Schalke und Magath haben es vorgemacht.
  4. Wenn Novakovic weiterhin seine Ego-Tour fährt, muss man darüber nachdenken, ihn von seinem Kapitänsamt zu entbinden. Mit Mondragon und McKenna steht qualifizierter Ersatz bereit.
Diese Vorschläge sind radikal. Und es darf bezweifelt werden, dass Soldo einen solchen Mut zeigen wird. Genau das ist es dann aber auch, was gegen ihn spricht. Wer in extremen Situationen Angst hat, die richtigen Maßnahmen zu treffen, der ist kein guter Trainer und muss ausgetauscht werden.

Meine Aufstellung gegen Bochum:

-----------------------Mondragon----------------------

---Schorch-----Geromel------Mohamad-----Matip---

---------------McKenna-------Pezzoni-----------------

---Chihi----------------Yalcin-----------------Ehret----

------------------Zielinsky/Ishiaku---------------------

Sunday, November 22, 2009

(K)ein Stern, der seinen Namen trägt?

Das schaurige Geheimnis der Heiligen Drei Könige.

Was wäre Weihnachten ohne die Weihnachtsgeschichte? Rechtzeitig zum Fest der Liebe wird man vielerorts wieder mit der eigentlichen Bedeutung all dieser Feierei konfrontiert. Als besonders eifrig tun sich dabei die Zeugen Jehovas hervor, die sich nicht mal von einer Wohnung im vierten Stock ohne Lift aufhalten lassen.

"Erwachet!", das monatliche Investigativblatt der Zeugen, deckt in seiner Dezemberausgabe schonungslos auf: die drei Weisen aus dem Morgenland waren Scharlatane, der Stern nichts weiter als eine Fata Morgana. Dabei stellen sich die Zeugen rücksichtslos gegen den christlichen Mainstream.

Kritisch fragt die Zeitung: "Ist der Stern überhaupt natürlich erklärbar? War tatsächlich göttliche Vorsehung im Spiel?" Zur Beantwortung dieser Probleme bedienen sich die Zeugen einer beispiellosen Negativ- und Schmutzkampagne.

Die sogenannten Weisen seien keine Akademiker im heutigen Sinne gewesen, heißt es da. Deutsche Bibeln bezeichneten sie als "Sterndeuter", was lediglich ein besserer Ausdruck für "Astrologen" sei, schreibt das Blatt. Für die scientific community ist das natürlich ein Affront, der einem Tiefschlag ins Gemächt gleicht. Der Fehdehandschuh liegt auf dem Boden.

Doch es bleibt nicht dabei. Frech werden den drei Weisen Halluzinationen angedichtet ("[...] heißt es von ihnen, nur sie hätten den Stern gesehen."). War der Stern also nichts weiter als ein womöglich alkohol- und drogenbedingtes Hirngespinst? "Wäre es ein richtiger Stern gewesen [Sakrileg!, Anm.], dann hätte er so gut wie allen ins Auge fallen müssen!".

Zwischenfazit: drei esotherische Horoskopschreiber und Kartenleger folgen im Rausch einem eingebildeten Leuchtobjekt wochenlang durch die Wüsten des Nahen und Mittleren Ostens.

Doch die Zeugen (offenbar im Blutrausch) lassen von den armen Weisen nicht ab. Es handele sich keineswegs um harmlose Hippies auf dem Weg ins Licht. Nein, politische Verräter seien es gewesen. Ihr eingebildetes Licht habe sie zunächst schnurstracks nach Jerusalem, in die Arme König Herodes' geführt, einem "Todfeind des zukünftigen Messias". Erst nach diesem Betrug führte der Stern die Weisen nach Bethlehem, wodurch das Jesuskind in höchste Lebensgefahr geraten sein soll.

"Hinter dem Stern muss demnach eine böse Kraft gesteckt haben, höchstwahrscheinlich Satan!"

Ah, Satan... Jesus' Nemesis, sein alter Erzfeind. Welch ein ausgeklügelter Plan dieses diabolischen Masterminds. Oder doch nicht?

Fassen wir mal zusammen: Satan kriegt Wind von der Geburt des Messias. Sein Vasall und Statthalter auf Erden, König Herodes, soll das Schwert schwingen, welches das Jesuskind auslöscht. Doch Dank Gottes magischer Vorsehung ist es Satan nicht möglich, direkt mit Herodes zu kommunizieren. Möglicherweise bewachten sogar Engel die irdische Sphäre, um sämtliche Boten der Unterwelt fernzuhalten. Satan muss also auf einen Trick zugreifen, auf "lügenhafte Zeichen und Wunder" (2. Thessalonicher, 2:9). So ersann er die sternhafte Erscheinung am Himmel. Doch dummerweise waren nur die zugedröhnten Hippies aus dem Morgenland in der Lage, die Erscheinung zu sehen. Und so schickte sie Satan auf einen endlosen Trip Richtung Bethlehem. Myrre und Weihrauch hatten ihnen freilich längst das Hirn vernebelt, als sie in Jerusalem ankamen, so dass sie weder Herodes verständlich machen konnten, auf welcher Reise sie sich befanden, noch in der Lage waren, dem kleinen Kind an der Krippe etwas anzutun.

Weiche Drogen retteten Jesus also letztlich das Leben. Gott möchte demnach, dass wir sie legalisieren. Das kommt den Zeugen natürlich zupass, die bereits eine große Armee von Vertretern besitzen, die täglich von Tür zu Tür eilen.

Friday, November 20, 2009

Schlecht geklont!



(K)ein globaler Akteur - Die EU nach Lissabon

Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben sich bei der Vergabe der beiden Spitzenämter auf Herman Van Rompuy und Catherine Ashton geeinigt. Dies wird in vielen internationalen Medien als das (vorläufige) Ende der globalen Ambitionen der EU gewertet.

"After the European Union’s eight-year battle to rewrite its internal rules and to pass the Lisbon Treaty that created these two new jobs, the selection of such low-profile figures seemed to highlight Europe’s problems instead of its readiness to take a more united and forceful place in world affairs." (New York Times)


"For nearly a decade, EU politicians have been wrangling about a new rule book, calling for Europe to equip itself with leadership posts that would help their club to stride the world stage. Yet by the time national leaders arrived at a Brussels summit to fill the new posts [...], their boasts and ambition were a sad memory." (The Economist)

Die strategischen Entscheidungen der Union werden jedoch nicht in homogener und überlegter Weise getroffen. Stattdessen verhandeln die Staats- und Regierungschefs im Europäischen Rat über die Richtung, in die sich Europa entwickeln soll; die jeweiligen nationalen Interessen dabei immer im Hinterkopf.

Angela Merkel und Nicolas Sarkozy nehmen im Rat Führungsrollen ein. Am "
Merkozy"-Tandem kommt in Europa derzeit niemand vorbei. Frankreich drängt sogar auf eine noch stärkere Kooperation zwischen den beiden größten EU-Staaten. Großbritannien steht der EU traditionell skeptisch gegenüber. Und mit David Cameron wird im kommenden Jahr aller Voraussicht nach ein erklärter EU-Kritiker zum Premierminister der Briten gewählt. Dass aus dem deutsch-französischen Tandem in absehbarer Zeit ein Dreirad wird, ist also unwahrscheinlich.

Gordon Brown, Großbritanniens derzeitiger Premierminister, ist in den Verhandlungen über die Besetzung des Ratspräsidenten mit seinem Kandidaten (Tony Blair) am Widerstand Merkozys gescheitert. Von Tony Blair hatten sich viele Beobachter eine klarere und sichtbarere Positionierung Europas in der Welt versprochen.

Blairs aussichtsloser Versuch
Verschiedene Faktoren führten zum Scheitern der (inoffiziellen) Blair-Kandidatur:
  • ein grundlegendes Konkurrenzdenken zwischen dem EU-skeptischen Großbritannien und dem Block um Deutschland, Frankreich und dem Benelux
  • die bereits erwähnte Annäherung zwischen Merkel und Sarkozy in letzten Wochen und Monaten
  • Parteienpolitik: Merkozy's konservatives Lager proklamierte den Posten des Ratspräsidenten für sich. Gordon Brown (und Tony Blair) entstammen dem sozialdemokratischen Lager. Die PES konzentrierte sich schnell auf den Posten des Hohen Vertreters für Außen- und Sicherheitspolitik.
  • ein grundlegend unterschiedliches Verständnis vom Aufgaben- und Einflussbereich des zukünftigen Ratspräsidenten
Der letzte Punkt ist entscheidend. Hier offenbaren sich Strategiedifferenzen. Gordon Brown drängte (u.a. dem Economist und dem Guardian zufolge) seine sozialdemokratischen Kollegen: "You need to get real". Er sprach von Tony Blair als einer einmaligen Möglichkeit und warnte vor einer "permanent irrelevance" Europas, im Falle der Nominierung eines unbekannteren Politikers.

Merkozy, auf der anderen Seite, haben kein Interesse an einem "politischen Star", der ihnen auf der internationalen Bühne die Show stiehlt. Denn wenn jemand das deutsch-französische Tandem in ihrer politischen Dominanz gefährden könnte, dann wäre es ein Mann vom Formate Tony Blairs, zumal als Brite.

Globale Ambitionen
Die Europäische Union wird ihre Rolle als globaler Akteur zunächst einmal zurückstellen müssen. Merkozy haben sich im impliziten Richtungsstreit mit der Installation Van Rompuys durchgesetzt. Außenpolitisch und international bleiben sie für Barack Obama und andere Staatschefs auch nach wie vor die ersten Ansprechpartner in Europa.

Dies bedeutet einerseits die Gefahr einer Marginalisierung des europäischen Einflusses in einer zukünftigen G2-Welt, dominiert von den USA und China. Auch weil Europas Stimme weiterhin fragmentiert erklingen wird.

Andererseits hätte ein Tony Blair für Merkozy ein unberechenbares Risiko dargestellt. Das Amt des Ratspräsidenten bietet noch undefinierte Gestaltungsmöglichkeiten. Während Van Rompuy den bescheidenen Verwalter und Moderator mimen wird, hätte Tony Blair das Amt möglicherweise mehr in die Richtung "Präsident" interpretiert. Seine politische Erfahrung und sein internationales Renommee hätten ihn zu einem gefragten Ansprechpartner gemacht, sowohl bei den Medien als auch bei ausländischen Staatschefs. Diese Aussichten dürften Merkozy nicht unbedingt gefallen haben.

Tragisch für die Befürworter eines international starken Europas dürfte die Tatsache sein, dass der erste Amtsinhaber auch maßgeblich zur zukünftigen Definition und Ausgestaltung des Amtes beitragen wird. Der zweite EU-Ratspräsident wird sich an von Van Rompuy etablierten Verfahrensweisen orientieren. Er wird weniger Gestaltungsspielraum haben.

Dennoch bleibt die Hoffnung, dass die EU-Staatschefs bei der Besetzung in Zukunft mutiger werden, wenn klar ist, welche Möglichkeiten das Amt bietet (und welche es
nicht bietet).